von | 31. Jul 2022 | 2 Kommentare

Unser Fazit: Wie tauglich ist ein Tiger als Reisemotorrad?

Letzten Winter sind wir im Rahmen der Tiger Reveal Tour für Vorträge über unsere Reise quer durch die Bundesrepublik getigert. Auch wenn die Veranstaltungen wegen der Pandemie nur im kleinen Rahmen stattfinden durften, war es wirklich schön, einige von euch zu treffen, Anekdoten zu erzählen und in den Erinnerungen von Lateinamerika zu schwelgen.

Im Nachgang unseres Vortrags wurde natürlich besonders gerne über ein sehr zentrales Element unserer Reise philosophiert: die Reisemotorräder.
Die Meinungen darüber, welches Motorrad besonders gut für eine Reise geeignet ist, gehen ja nun sehr weit auseinander. Dabei ist die Wahl der Mopete immer abhängig davon, wie und wo man unterwegs sein möchte und welche Prioritäten man setzt – ein pauschales „Gut“ oder „Schlecht“ gibt es unserer Meinung nach nicht. Nichtsdestotrotz möchten wir hier im Blog gerne mal etwas weiter ausholen und in diesem Beitrag abschließend die Reisetauglichkeit der Tiger für unseren Reisestil bewerten.

Hintergrund: Unsere Geschichte mit den Tigern
Wir wollten auf Weltreise gehen und haben so einige Überlegungen darüber angestellt, welches Motorrad für so ein Vorhaben eine gute Wahl sein könnte. Eine Zusammenfassung davon findet ihr hier. Ende 2017 sind wir dann zu zweit auf einem Tiger T709 auf unsere Reise gestartet. Warum wir damals dieses Motorrad gewählt haben, lässt sich hier nachlesen. Während unserer Reise sind wir nach 1,5 Jahren auf zwei Motorräder umgestiegen. Dabei haben wir uns für Tiger 800 XRx Low als zweites Krad entschieden. Die Gründe, die dieser Entscheidung zugrunde lagen, könnt ihr in diesem Artikel finden.

80.000 Kilometer durch 17 Länder, auf den unterschiedlichsten Straßen, in Metropolen und einsam am Ende der Welt, zu zweit und alleine, mit sehr viel und sehr wenig Gepäck und anschließend sogar noch mit einem Hund auf dem Mopped – wir haben reichlich Erfahrung in Lateinamerika gesammelt.

Daher wollen wir zunächst auf die Punkte eingehen, die für beide Motorräder und die Marke Triumph im Allgemeinen gelten, bevor wir auf beide Modelle im Speziellen eingehen.

Triumph Tiger – wie sich dieses Motorrad beschreiben lässt

  • Exotisch: Auf unseren Tigern sind wir außerhalb von Europa echt aufgefallen und haben viel Aufmerksamkeit genossen. Wir fanden das wirklich toll, da wir selbst nicht mega extrovertiert sind, durch die einzigartigen Moppeds jedoch entsprechend oft mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch gekommen sind.
  • Verbindend: Die Tiger-Community ist eine ganz besondere – sehr hilfsbereit, kompetent und zuverlässig. Es war ein sehr schönes Gefühl, auch als Neulinge direkt von der “Familie” aufgenommen zu werden und das sowohl national als auch international.
  • Langatmig: Großer Tank und moderater Verbrauch sei Dank – durch die hohe Reichweite mussten wir uns auch in Patagonien, wo das Tankstellennetz eher mäh ist, keine Sorgen machen. Einen Zusatzkanister mussten wir nur auf einer einzigen Etappe quer durch die Hochwüste mitnehmen. Ansonsten war das seeehr entspannt.
  • Ausdauernd: Dank der Einspritzung hatten wir selbst auf 5000 Höhenmetern nie ein Problem.
  • Leistungsstark: Langsamere Verkehrsteilnehmer sicher überholen, den steilen Pass hochfahren oder auch noch richtig schwer beladen – eine starke Leistung hat das komfortabel möglich gemacht.
  • Zuverlässig: Insbesondere die Robustheit lieben wir sehr an den Tigern. Nach wie vor unfassbar, was uns diese Maschinen alles verziehen haben!
  • Straßentauglich: Nichts spricht gegen kleine Offroad-Abenteuer (besonders wenn diese an schöne Orte führen), aber im Reisealltag sind wir hauptsächlich auf asphaltierten Straßen unterwegs gewesen. Auf drei Zylindern war das besonders geschmeidig.
  • Hübsch: Selbstverständlich immer eine Frage des Geschmacks, aber so ein Tiger macht schon was her (und wird durch Kratzer und Dreck eigentlich nur noch schöner).

Der “junge” Tiger – Tiger 800 XRx Low

  • Tief: Aufgrund meiner Körpergröße hatte ich mich für das tiefergelegte Modell entschieden. Das hat mir viel Sicherheit gegeben, da ich beide Füße komplett auf den Boden aufsetzen konnte, war im Gelände (und bei den hohen Bodenwellen in Mexiko) jedoch nicht immer ausreichend Bodenfreiheit. Bei diesem Modell hat man auch weniger Schräglage und Zuladungsspielraum.
  • Leicht: Im Vergleich zu unserer alten Katze ist der junge Tiger deutlich leichter zu rangieren und fühlt sich auch während der Fahrt wie ein “kleines” Motorrad an.
  • Sicher: Ein ABS, das bei Offroad-Passagen ausgeschaltet werden kann, sorgt vor allem auf nassen Straßen für zusätzliche Sicherheit.
  • Ausgestattet: Für das damals sehr aktuelle Modell gab es so ziemlich alles an Zubehör, was das Raubtierherz begehrt.
  • Verfügbarer: Aus dem gleichen Grund waren auch mehr Ersatzteile verfügbar, jedoch ist das Händlernetz außerhalb von Europa nicht allzu groß.

Der “alte” Tiger – Tiger T709

  • Schwer und groß: Wir sind zwar überall durchgetigert, wildes Offroad hätte uns auf einem leichteren Mopped jedoch weniger Schweiß gekostet.
  • Nicht verfügbar: Die Ersatzteilverfügbarkeit lässt für solch ein altes Modell natürlich zu wünschen übrig. (Wir haben uns welche von Bekannten und Freunden aus Deutschland mitbringen lassen, was gut geklappt hat, da wir zeitlich recht flexibel unterwegs waren.)
  • Schrauberunfreundlich: Es muss teilweise viel Karosserie auseinander genommen werden, um an das Innere vorzudringen. Plastikschrauben an der Benzinpumpe sind uns gebrochen und das zusammengequetschte Kabelwirrwarr hinter den Scheinwerfern hat uns manchen Nerv gekostet.
  • Selten: Es gibt relativ wenig Reisezubehör. Dieser Tiger ist eben eine alte Kiste.
  • Alt: Leider verfügt der alte Tiger über kein ABS.
  • Belastbar: Einer der zentralen Gründe für dieses Motorrad war die hohe Zuladung – zu zweit mit Gepäck ist kein Problem.
  • Bequem: Breite und Höhe des Sitzes sind – auch für den Sozius – sehr bequem. Offroad kann ein breiterer Sitz jedoch auch ein Nachteil sein, das ist immer eine Frage der Betrachtung.
  • Unkompliziert: Es gibt keine komplizierte Elektronik, weshalb wir bzw. Mechaniker in der nächstgrößeren Stadt, die Wehwehchen auch unterwegs lösen konnten.
  • Preiswert: Die T709 bekommt man gebraucht mit unter 50.000 km für weniger als 3.000 Euro. Zu dem Kurs kommt man nur schwer an eine andere vergleichsweise leistungsstarke Reiseenduro. Das Preis-Leistungsverhältnis ist damit beispiellos.

Würden wir wieder auf Tigern losfahren? Ja, na klar! Aus unserer Sicht ist dieses Motorrad ein treuer Allrounder mit dem man im Zweifel überall durchkommt. Abhängig von zukünftigen Zielländern und der dortigen Straßenqualität finden wir auch leichtere Modelle als den alten Tiger interessant. Doch vorerst bleiben wir bei unseren geliebten Katzen und werden weiterhin auf unseren Reisen darauf steigen.

Disclaimer: Wir wurden auf unserer Reise von Triumph Deutschland unterstützt. Triumph hat allerdings keinen redaktionellen Einfluss auf unseren Blog. Unsere Meinung zu den Motorrädern ist davon unbeeinflusst.

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2 Kommentare

  1. Smilla

    Was für ein Traum, so eine schöne Strecke;)

    Antworten
  2. Dirk

    Hallo Ihr Zwei!

    DA ich selber eine T709 fahre bin ich (quasi zwangsläufig) auf Euren Blog aufmerksam geworden. Toll beschrieben und eine abenteuerliche Reise. Beneidenswert.

    Wann und wohin geht´s weiter? Wisst Ihr da schon was, oder bleibt Ihr jetzt erstmal in Eurer Wahlheimat Bonn?

    DLzG aus Duisburg
    PS: wenn Ihr in der Gegend seid und mal Hilfe benötigt, meine Garage hat grundlegendes Werkzeug und genug Platz für spontane Hilfsaktionen… email genügt

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